In unserer Beratungsarbeit am Safe Space auf der Wiesn sind wir immer wieder mit Verdachtsfällen von K.O.-Tropfen konfrontiert. Deshalb wollen wir an dieser Stelle darüber informieren.
Was sind K.O.-Tropfen?
- Die sogenannten K.O.-Tropfen sind Medikamente mit narkotisierender (d.h.: betäubender) Wirkung. Sie werden auch als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt.
- Verschiedene Substanzen werden mit dem Sammelbegriff K.O.-Tropfen bezeichnet, z.B.:
- GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) – „Liquid Ecstasy”
- Butyrolacton und Butandiol (ist z.B. in Industriereinigungs- und Lösungsmitteln enthalten)
- Die Substanzen werden in Getränke gemischt oder per Spritzen verabreicht.
- Da sie farb-, geruch- und größtenteils geschmacklos sind, können K.O.-Tropfen leicht ins Essen oder Trinken gemischt werden. Das bedeutet, dass du am Geschmack, am Geruch oder an der Farbe deines Getränks nicht erkennen kannst, wenn jemand K.O.-Tropfen hineingemischt hat!
Wie wirken K.O.-Tropfen?
Je nach Dosierung und Art können K.O. Tropfen sehr unterschiedliche Wirkungen haben.
Akute Wirkung:
- Sehr unauffällig: Person wirkt teilnahmslos
- Übertrieben flirty oder sehr auffälliges Verhalten
- Scheinbar sehr betrunkener Zustand, auch bei wenig Alkoholkonsum
- Körperlich sehr schlechter, schwacher Zustand
- Orientierungsloser, nicht mehr zurechnungsfähiger Zustand
- Eventuell sogar Ohnmacht
- Aufwachen an einem anderen Ort, ohne zu wissen, wie man dorthin gekommen ist
Folgewirkungen am nächsten Tag/ in den nächsten Tagen:
- mehrstündiger “Filmriss” oder “Blackout”, d.h. Betroffene können sich nicht oder nur teilweise daran erinnern, was geschehen ist.
- Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
- Wortfindungsstörungen, keinen klaren Gedanken fassen können
- Selbstzweifel („Habe ich zu viel getrunken?“) und ein „ungutes Gefühl“ bedingt durch den Filmriss
K.O.-Tropfen wirken ca. 10-30 Minuten nach der Verabreichung. Die Wirkung kann bis zu mehreren Stunden anhalten.
Da K.O.-Tropfen meist im Nachhinein zu Gedächtnislücken führen, gibt es Täter (Täterinnen), die sie bei geplanten sexuellen Übergriffen anwenden. Da sich die betroffene Person an das Geschehen nicht erinnern kann, können Täter*innen davon ausgehen, „anonym“ und straffrei zu bleiben. Der Fachausdruck dafür lautet „Drug Faciliated Sexual Assault“ (DFSA), also durch K.O.-Tropfen bedingte Ermöglichung einer Sexualstraftat.
Betroffene sind leicht manipulierbar, Täter*innen haben also die Möglichkeit, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, ihnen Hilfe anzubieten und sie an einen anderen Ort zu bringen, der die Ausübung sexualisierter Gewalt begünstigt.
Außenstehende verwechseln die Wirkung von K.O.-Tropfen leicht mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Bei einer nur geringen Dosierung merkt man manchmal von außen kaum etwas, da die betroffene Person völlig “fit” wirkt.
Darauf solltest du achten:
- Das Hilfreichste ist, wenn du und deine Freund*innen euch nicht allein lasst, sondern auf einander achtet. Bringt betroffene Freund*innen nach Hause.
- Behalte dein Getränk im Auge und gib acht, dass niemand etwas hineinschütten kann!
- Lass dir dein Getränk direkt von der Bedienung hinstellen und nicht von jemand anderem mitbringen, den*die du nicht (gut) kennst!
- Nimm ausreichend Geld mit, damit du dich selbst mit Getränken versorgen kannst. Wenn dich jemand einladen möchte, sei beim Getränkekauf dabei, so dass niemand unbemerkt vorher etwas hineinschütten kann!
- Wenn du zur Toilette gehst, bitte eine Freundin oder einen Freund, der*dem du vertraust, auf dein Getränk aufzupassen!
- Wenn du dich seltsam fühlst und eine der Wirkungen von K.O.-Tropfen bemerkst, wende dich schnellstmöglich an die Sicherheitskräfte im Zelt!
- Achte auf mögliche Symptome bei deinen Freund*innen und reagiere entsprechend
- Lasse niemanden alleine im Wiesnzelt zurück
- Sprich mit deinen Freund*innen über das Thema K.O.-Tropfen, so dass sie auch Bescheid wissen!
Was tun, wenn ein konkreter Verdacht auf K.O.-Tropfen auftritt?
- Kümmere dich gut um die betroffene Person
- Rufe ggf. den Sanitätsdienst auf der Wiesn und informiere die Rettungskräfte über den Verdacht auf K.O.-Tropfen
- Wenn der Zustand der Person unbedenklich ist, begleite sie nach Hause und lasse sie auf keinen Fall alleine
- Informiere das Securitypersonal im Zelt über den Vorfall
- Wenn die betroffene Person einverstanden ist, können weitere Schritte wie eine rechtsmedizinische Untersuchung im Krankenhaus oder eine Anzeige bei der Polizei folgen. K.O.-Tropfen sind jedoch häufig nur wenige Stunden im Blut nachweisbar.
Und: Das Team am Safe Space hilft dir gerne weiter!
Unter diesen Links kannst du dir weitere Infos und Tipps ansehen:
http://www.ko-tropfen-nein-danke.de/welcome.0.html
https://www.ko-ev.de/themen/k-o-tropfen/